Der Hund ist bekanntlich der beste Freund des Menschen. Umso mehr aber dann, wenn der treue Wegbegleiter auch noch gut erzogen ist.
Denn ein unerzogener Hund kann einem nicht nur viel Ärger mit den Nachbarn einhandeln, sondern auch einen Haufen Stress und Ärger verursachen.
Zum Glück ist die Erziehung kein Hexenwerk, auch beim erwachsenen Yorkshire Terrier nicht.
Die Besonderheiten des Yorkshire Terriers
So mancher mag vielleicht denken, Hund sei Hund. Die Erziehung liefe doch wohl bei allen gleich ab. Wer aber schon einmal Hunde verschiedener Rassen besessen hat, wird schnell feststellen, dass es viele Unterschiede und Eigenheiten zu beachten gibt.
Das liegt vor allem an der Genetik und den ursprünglichen Zuchtzielen der Rasse. Der Yorkshire Terrier zum Beispiel war anfangs noch kein Gesellschaftshund. Wie alle Terrier wurde er als Jagdhund, vor allem für Kleintiere, gezüchtet.
Und ein Jagdhund erforderte natürlich gewisse Eigenschaften: Ein großes Selbstbewusstsein, Mut und Wachsamkeit. Auch Intelligenz und Lebhaftigkeit waren wichtig. Ein fauler Jagdhund macht schließlich keine Beute.
All diese Eigenschaften haben sich bis heute erhalten und müssen bei der Erziehung des Yorkshire Terriers berücksichtigt werden. Selbstverständlich ist jeder Hund ein Individuum und Ausnahmen gibt es ohnehin immer.
Auch die Ausprägung der einzelnen Eigenschaften kann variieren. Als Richtwert und für den großen Durchschnitt gelten sie dennoch und Du solltest Dir dessen auch bewusst sein, wenn Du Dir einen Yorkshire Terrier anschaffen möchtest.
Die Unterschiede zwischen Welpe und erwachsenem Hund
Es gilt viele Gründe für einen erwachsenen Yorkshire Terrier. Vielleicht hast Du Dich im Tierheim in einen kleinen Herzensbrecher verliebt oder Du triffst jemanden, der seinen Yorki dringend abgeben muss. Man kann sich auch ganz bewusst für einen erwachsenen Hund entscheiden.
Zum einen erspart man sich dadurch oft einiges an Erziehungsarbeit (zum Beispiel das Training zur Stubenreinheit) und zum anderen lassen sich Charakter und Eigenschaften beim erwachsenen Tier bereits viel besser einschätzen. Welpen hingegen sind oft „Wundertüten“.
Leider hat man beim erwachsenen Yorkshire Terrier aber auch oft mit Unarten zu kämpfen, die sich über Jahre eingeschliffen haben können. Da Yorkis so klein und niedlich sind, wird ihre Erziehung außerdem viel zu oft vernachlässigt, obwohl gerade sie gute Erziehung dringend brauchen.
Erziehung beginnt im Alltag
Yorkshire Terrier sind zwar umwerfend süß, haben aber häufig ein Image als kleine Kläffer oder unverträgliche Wadenbeißer. In einigen Fällen stimmt das auch, es ist aber fast nie die Schuld des Yorkis.
Yorkshire Terrier sind intelligente und äußerst loyale Hunde, die perfekte Gefährten und Familienmitglieder abgeben können. Das Problem ist aber, dass sie aufgrund ihrer Größe und ihres Aussehens oft verhätschelt, unterschätzt und nicht erzogen oder ausgelastet werden.
Yorkshire Terrier brauchen als ehemalige Jagdhunde deutlich mehr Bewegung, als ihre Körpergröße es vermuten lässt. Und auch ihr Kopf muss beschäftigt werden: Besonders zu empfehlen sind hier Intelligenz- und Suchspiele oder Klickertraining.
Sie sollten nicht ständig herumgetragen werden und in der Handtasche haben sie erst recht nichts verloren. Auch bei der Begegnung mit anderen Hunden ist es nicht notwendig, den Yorki vor allem und jedem zu „beschützen“ und hochzunehmen.
Ganz im Gegenteil. Sozialisation (im Rahmen der Vernunft natürlich – einem Zähne fletschenden, fremden Hund mit 50 kg Körpergewicht musst Du Deinen Yorki nicht unter die Nase schieben) ist für Yorkshire Terrier ganz besonders wichtig, da sie schnell zur Selbstüberschätzung neigen.
Auch Konsequenz und berechtigter Tadel bringen den Yorki nicht gleich um, auch wenn er noch so steinerweichend gucken kann. Auf lange Sicht tust Du Dir und auch ihm sogar einen Gefallen damit.
Mit Körpersprache erziehen
Hunde verständigen sich untereinander vor allem mit Körpersprache. Auch Laute spielen zwar eine Rolle, werden aber eher unterstützend eingesetzt. Und obwohl der heutige Haushund – erst Recht der Yorkshire Terrier – mit dem Wolf optisch nicht mehr viel gemeinsam hat, hat er sich doch viele Verhaltens- und Kommunikationsmuster aus dieser Vergangenheit bewahrt.
Eine gewisse Grunderziehung lässt sich also bereits dadurch erzielen, die Signale der Körpersprache zu kennen und sich konsequent zunutze zu machen. Natürlich bringen sich Hunde (oder Wölfe) untereinander keine Kommandos wie „Sitz“ oder „bei Fuß“ bei.
Dinge wie Lob, Aufmerksamkeit einfordern, Dominanz als Rudelführer zeigen oder ein Tadel, bei dem der Hund sofort versteht, dass er etwas falsch gemacht hat, lassen sich jedoch problemlos – und vor allem ohne Gewalt – allein durch Körpersprache ausdrücken. Und die verstehen Hunde im Allgemeinen auch noch deutlich besser, als menschliche Kommandos.
Am wichtigsten sind bei all dem Deine Ausstrahlung und Selbstsicherheit. Auf Gewalt solltest Du niemals zurückgreifen, denn Du wirst damit auf Dauer der Beziehung und vor allem dem Vertrauen Deines Hundes nur schaden.
Wer selbstsicher und bestimmt auftritt, braucht ohnehin keine Gewalt. Dein Yorki wird sofort verstehen, dass er etwas falsch gemacht hat, wenn Du Dich drohend vor ihm aufbaust und vielleicht einen kleinen wütenden Laut von Dir gibst. Du musst ihn nicht einmal anfassen, solange er spürt, dass Du es ernst meinst. Genauso wichtig ist es dann aber, ihm die Möglichkeit zu geben, sich zu „entschuldigen“.
Das bedeutet in diesem Fall entweder Unterwerfung oder Rückzug. In beiden Fällen solltest Du die Angelegenheit damit als erledigt und Deine „Nachricht“ als übermittelt ansehen.
Gibt es Yorki-typische Unarten?
Das grundsätzliche Beibringen von Kommandos wie „Sitz“, „Platz“ oder „Bleib“ funktioniert beim Yorkshire Terrier natürlich tatsächlich wie bei anderen Hunden auch. Hier sind besonders Geduld, Belohnungen und häufige aber dafür kurze Übungsintervalle ausschlaggebend.
Es gibt allerdings auch einige Unarten und Besonderheiten die bei erwachsenen Yorkshire Terriern typisch sind und daher recht häufig auftreten. Diese dann beim erwachsenen Hund zu korrigieren ist zwar zeitaufwändig und manchmal frustrierend, aber trotzdem fast immer möglich. „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ trifft bei Hunden zum Glück nicht zu.
Je länger die Unart schon besteht, desto mehr Geduld brauchst Du vielleicht, um sie Deinem Schützling wieder abzugewöhnen, aber wenn Du nicht aufgibst wird die Arbeit sich mit Sicherheit auszahlen.
Kläffen
Yorkshire Terrier sind als Kläffer verschrien und tatsächlich neigen sie dazu, wenn ihnen nicht früh und deutlich gezeigt wird, dass dieses Verhalten nicht erwünscht ist. Den Hund dafür zu bestrafen hilft dabei nicht viel, denn der Hund tut Dir mit dem Kläffen aus seiner Sicht sogar einen Gefallen. Beim Klingeln an der Tür zum Beispiel beschützt er damit Dich und Euer Zuhause vor Fremden und alarmiert, wenn sich jemand nähert.
Am besten bietest Du ihm ein Alternativverhalten an und versuchst, ihn abzulenken. Ein kurzer Pfiff, Klatschen oder ähnliches kann benutzt werden, um die Aufmerksamkeit des Hundes auf Dich zu lenken und die Fixierung auf das Bellen kurz zu unterbrechen. Sobald er für einen Moment aufgehört hat, solltest Du ihn loben (hier ist das genaue Timing entscheidend – Klickertraining kann helfen) und sofort mit dem „Alternativprogramm“ beginnen.
Das wird natürlich nicht gleich beim ersten Versuch das Bellen abstellen. Doch Du wirst feststellen, dass die Bellpause nach und nach immer länger wird bis das Gekläffe schließlich ganz aufhört, sobald Du das Signal gibst.
Du solltest dafür einen Freund als geduldigen „Übungsklingler“ zu Hilfe nehmen. Nachdem das Ganze im Haus klappt, kann die gleiche Strategie auch draußen angewendet werden. Sei nicht enttäuscht, wenn Du das Gefühl hast, draußen wieder von vorne anfangen zu müssen. Das ist ganz normal.
Beißen
Das Beißen gilt, aus offensichtlichen Gründen, allgemein als die schlimmste Unart eines Hundes. Auch das weniger aggressive Zwicken, egal ob in die Hand oder den Fuß, ist ein ernstes Problem. Yorkshire Terrier sind nicht aggressiv und haben definitiv keinen schlechten Charakter.
Als Welpen spielen Hunde auch mit Bissen und erst die Reaktionen ihrer Spielpartner bringen ihnen dann bei, dass richtiges Beißen oder Zwicken nicht erwünscht sind. Die häufigsten Gründe für beißende Hunde – abgesehen von Misshandlung – sind eine zu frühe Trennung von Mutter und Geschwistern und das ermuntern durch den Menschen. Wenn Welpen auf dem Rücken liegen und spielerisch in die Hand beißen ist das süß und wird oft sogar noch belohnt. Daraus kann ein fatales Fehlverhalten werden.
Bei großen Hunden merkt der Besitzer meist ziemlich schnell, dass das keine gute Idee ist, denn mit dem Wachstum des Hundes wird es irgendwann schmerzhaft und gefährlich. Beim kleinen Yorkshire Terrier, dem niemand wirklich böse sein kann, bleibt die Korrektur hingegen häufig aus. Hier hilft nur Konsequenz und die Realisation, dass ein Yorkshire Terrier kein Spielzeug ist und nicht wie eines behandelt werden sollte.
Hast Du einen Yorkshire Terrier der zwickt oder beißt, musst Du ab sofort jedes Mal deutlich reagieren. Auch hier ist Gewalt absolut unnötig und könnte das Verhalten sogar noch verstärken. Beißt oder zwickt Dein Hund, solltest Du kurz, deutlich und schrill aufquietschen. Der Hund darf sich ruhig dabei erschrecken.
Dann solltest Du ihn sofort wegschicken und ihn anschließend ein paar Minuten lang völlig ignorieren. Kaum etwas bringt einen Yorkshire Terrier so aus dem Konzept, wie ignoriert zu werden.
Zum Ignorieren gehört nicht nur, ihn nicht zu streicheln, sondern auch auf Augenkontakt und Sprachkontakt zu verzichten. Du tust so, als sei er Luft. Es wird nicht lange dauern, bis er den Zusammenhang versteht. Beißen heißt, keiner will mit mir spielen. Eigentlich ganz einfach.
Fazit zur Yorkshire Terrier Erziehung
Der Yorkshire Terrier ist ein mutiger, treuer und lustiger Begleiter für alle Lebenslagen. Alles was er von seinem Halter verlangt, ist, wie ein echter Hund behandelt zu werden. Mit ein wenig Konsequenz und Geduld wird aus dem Yorkshire Terrier so ein idealer Familienhund.
Schreib uns doch etwas.