Charaktereigenschaften, Erziehung und Lernprozesse, was macht den Labrador Retriever zu der Hundepersönlichkeit, mit welcher wir unser Leben teilen?
Welche wichtige und entscheidende Rolle spielst Du als Hundehalter dabei?
Der Einfluss der Gene
Bevor Du Dich mit Erziehungsfragen beschäftigst, musst Du wissen, dass Dein Labrador Retriever gemäß den Grundsätzen der Vererbung bestimmte Eigenschaften von seinen Eltern erhalten hat.
Klingt doch logisch und einfach, kann jedoch ganz schön kompliziert sein.
Es ist nämlich schwer vorauszusagen, welcher Welpe welches Wesensmerkmal in welcher Ausprägung in sein hoffentlich glückliches Hundeleben mitbekommt. Schwierig für Dich wird es, wenn Du einem adulten Labrador Retriever, beispielsweise aus dem Tierheim, ein Zuhause gibst.
Dann hast Du oft keine Informationen über die Elterntiere. Zwar ist es bei Rassehunden einfacher, Charaktereigenschaften zuzuordnen, weil solche Vierbeiner nicht nur die geforderten Merkmale aufweisen, sondern auch von Generation zu Generation bestimmte Wesenszüge vererbt bekommen.
Doch Vorsicht ist geboten: Die den Labrador Retriever zugeordneten Eigenschaften, wie seine Wasserfreudigkeit, die Freude am Apportieren und seine imponierende Schwimmtechnik und sein Temperament sind nur Richtlinien und können von Hund zu Hund stark variieren.
Umso wichtiger ist eine liebevolle, aber konsequente Erziehung. Für ein harmonisches und glückliches Zusammenleben von Dir und Deinem Vierbeiner.
Sozialisation und Prägung
Bei der beeindruckenden Entwicklung des süßen, tollpatschigen Welpen zum selbstbewussten Labrador Retriever spielt jeder Augenblick während der Wachstumsphase eine wichtige Rolle. Schon in den ersten Lebenswochen werden individuelle Vorlieben und Eigenheiten ausgebildet.
Der Labrador Retriever ist noch nicht ausgewachsen, aber schon eine Persönlichkeit. Bereits jetzt lässt sich manchmal schon erahnen, was einmal aus dem Welpen wird. Entweder ein mutiger Draufgänger oder ein anhänglicher Familienhund.
Die richtige Erziehung von klein an
Kennst Du das alte Sprichwort “Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr?“ Es bedeutet soviel wie, was nicht gleich in jungen Jahren erlernt wird, wird nie erlernt. Das stimmt bei uns Menschen nicht und auch nicht beim Labrador Retriever. Richtig ist, dass Tierbabys in früher Jugend besonders aufnahmefähig und empfänglich für Erziehung und Erfahrungen sind.
Der Grund dafür ist, dass sie in freier Natur in kurzer Zeit auf eigenen vier Pfoten stehen und perfekt auf das Leben vorbereitet sein müssen. Die Verhaltensbiologie bezeichnet diese schnellen Lernprozesse als Prägung. Demnach sollten Welpen in den ersten Lebensmonaten alles erlernen, was sie im späteren Leben benötigen.
Aber Lern- und Erziehungsdefizite, die während der wichtigen Prägungsphase entstanden sind, kannst Du im Erwachsenenalter nachholen. Je nach Intensität der Defizite ist die Umerziehung zwar nur mit viel Aufwand möglich, aber selbst einem alten Labrador Retriever kannst Du störende Verhaltensmuster abgewöhnen.
Welpe oder adulter Labrador Retriever?
Wenn Du Dich mit dem Gedanken beschäftigst, einen Labrador Retriever bei Dir einziehen zu lassen, wirst Du Dir sicher die Frage stellen, ob ein Welpe oder ein adulter Hund leichter zu erziehen ist. Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten.
Selbst Experten sind sich nicht immer einer Meinung. Ein junger Hund hat den Vorteil, dass er sich viel leichter an Bestehendes anpasst, aber Du musst gleichzeitig viel mehr Erziehungsarbeit leisten.
Ein älterer Labrador Retriever kann, abhängig von seiner Vorgeschichte, schon sehr gut erzogen sein. Der Nachteil eines älteren Hundes ist, dass er Unarten mitbringt, die Du ihm nur mit viel Arbeit abgewöhnen kannst.
Deinen Labrador Retriever richtig erziehen
Bevor Du mit der Erziehung beginnst, musst Du die Körpersprache Deines Vierbeiners verstehen. Nur so kannst Du Vertrauen zwischen Dir und Deinem Tier aufbauen. Das Vertrauen ist die Grundvoraussetzung für eine gute Mensch-Tier-Beziehung und für nachhaltige Lernerfolge.
Damit es mit der Erziehung richtig klappt, solltest Du fünf Punkte beachten:
Willst Du bei der Erziehung Deines Labrador Retrievers punkten, musst Du spezifische Verhaltens- und Denkweisen verstehen. Wenn es zum Beispiel an der Tür lautet und Dein Labrador Retriever beginnt zu bellen, ist das eine korrekte und typische Verhaltensweise Deines Vierbeiners.
Er zeigt Dir durch sein Bellen, dass sich jemand dem Revier nähert und vielleicht böse Absichten hat. Dein Hund weiß nicht, dass der Postbote mit dem langersehnten Paket vor der Tür steht. Es liegt jetzt an Dir, dem Hund beizubringen, wann sein Bellen erwünscht ist und wann Dein Liebling das Bellen auf Dein Kommando stoppen muss.
Hunde reagieren sehr unterschiedlich auf Reize. Überraschst Du Deinen Labrador Retriever bei einer Missetat, wird oft empfohlen, das Tier zu erschrecken, damit es die Tat unterbricht.
Dazu zählen laut in die Hände klatschen, mit dem Schlüsselbund klappern oder ein schrilles Geräusch. Davon solltest Du aber Abstand nehmen. Solche Erziehungsmethoden können bei Deinem Labrador Retriever Angstreaktionen auslösen oder es entstehen falsche Assoziationen.
Besser ist es, durch Mimik, Tonfall und Deiner Körpersprache dem Hund eine eindeutige Botschaft signalisieren.
Dein Hund weiß schnell, dass beispielsweise sein ständiges Bellen zusätzliche Zuwendung von Dir auslöst. Ignorierst Du sein Verhalten, wird Dein Vierbeiner bald damit aufhören, weil er merkt, dass selbst sein stundenlanges Bellen keinen Erfolg bringt. Für Dich bedeutet das natürlich viel Durchhaltevermögen und Geduld.
So sehr Du Deinen Labrador Retriever auch liebst und ihn als besten Freund betrachtest, ab und zu muss Dein Liebling auch getadelt werden. Ähnlich der Bestätigung durch Lob, kannst Du ein bis zwei Sekunden nach der nicht erwünschten Tat den Hund rügen.
Wichtig bei der Erziehung Deines Labrador Retrievers ist Dein konsequentes Verhalten. Wenn Du „Nein“ sagst, dann musst Du auch bei „Nein“ bleiben. Änderst Du das Wort auf „Aus“, oder „Pfui“ verwirrst Du Dein Tier. So intelligent Hunde auch sind, jedes Wort können sie nicht richtig zuordnen und verstehen.
Feedback und Belohnung sind aus der zeitgemäßen Erziehung des Hundes nicht mehr wegzudenken. Deine Zuwendung ist die schönste Bestätigung, aber Leckerlis schmecken auch hervorragend.
Die Grunderziehung
Siehst Du manchmal Hundebesitzer mit ihren Tieren und denkst Dir, wie haben die das geschafft? In zirkusreifer Manier werden Hindernisse überwunden, beim Dogdancing wird so mancher Discobesucher neidisch und im Büro übernimmt der Hund kleine Botendienste.
Ja, es gibt talentierte Hunde, aber so geschickt und gut erzogen muss Dein Labrador Retriever nicht sein, außer Du möchtest es und stellst hohe Ansprüche an Deinen Vierbeiner und Dich. Sind wir doch mal ehrlich, auch wir Menschen haben kleine Schwächen und Fehler.
Und sind es nicht genau diese, die uns so liebenswert machen? Beim Hund verhält es sich genauso, jedoch muss er folgende Kommandos perfekt beherrschen, sonst ist ein friedliches Zusammenleben nicht möglich:
Das Gehen an der Leine
Ein wichtiger Punkt in der Erziehung des Labrador Retrievers ist das Gehen an der Leine. Sobald Du dem Hund die Leine anlegst, beginnt er zu ziehen, zu springen oder schnappt sogar nach der Leine.
Eine Möglichkeit ist auch, dass er zwar brav und ruhig an der Leine geht, aber sobald ein anderer Hund kommt, wird der Spaziergang nervenaufreibend. Hast Du einen Labrador Retriever, der sich an der Leine Artgenossen gegenüber aggressiv verhält, musst Du die Erziehung überdenken und diesen Missstand abstellen. Denn sonst werden die Spaziergänge unangenehm und zum Spießrutenlauf.
Warum entsteht eine Leinenaggression?
Meist handelt es sich um eine Kombination von Aufregung und Frustration. Dein Labrador Retriever ist aufgeregt und freut sich, wenn er einen anderen Hund sieht. Wird der fremde Hund daran gehindert, Kontakt mit Deinem Tier aufzunehmen, steigt die Aufregung Deines Vierbeiners und wird so stark, dass er sie nicht mehr kontrollieren kann. Die fehlende Kontrolle und das Verhindern des Kontakts führen zur Frustration und diese löst Aggressionen aus.
Erziehungsmaßnahmen
Für das Leinentraining ist es wichtig, dass Dein Hund ruhig und ausgeglichen ist. Das bedeutet für Dich, dass zu Beginn eine sehr große Distanz zu anderen Hunden einhalten musst. Dazu kommen noch Geduld und das perfekte Timing der Belohnung.
Nicht vergessen: Was eine Belohnung ist, bestimmst nicht Du, sondern Dein Labrador Retriever. Mag Dein Vierbeiner zum Beispiel kein Trockenfutter, ist dieses beim Training keine Belohnung für ihn.
Fazit
Dein Labrador Retriever ist eine Bereicherung für Dein Leben. Er ist ein Freund, ein Familienmitglied und manchmal ein Seelentröster. Ein harmonisches und artgerechtes Zusammenleben ist nur möglich, wenn Dein Hund eine gute Erziehung genießt.
Hundeerziehung bedeutet, viel Training, Ausdauer und Konsequenz. Falls Du Dir bei der Erziehung unsicher bist oder Dich gerne mit Experten austauschen möchtest, ist die Hundeschule der richtige Ort für Dich.
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