Der aus Großbritannien stammende Border Collie zählt zu den ältesten Hunderassen der Welt, wobei die ersten Erwähnungen auf das 16. Jahrhundert zurückreichen.
Der lernbegierige Hund besitzt einen starken Bewegungsdrang, einen unabhängigen Charakter und einen wachen Verstand.
Dein recht pflegeleichter Begleiter gilt als geborener Hütehund – hat jedoch einige genetisch bedingte Anfälligkeiten für Krankheiten, die es zu beachten gilt, damit Du lange Jahre mit Deinem vierbeinigen Freund verbringen kannst.
Die häufigsten angeborenen Krankheiten beim Border Collie
Hüftgelenksdysplasie (HD)
Die HD stellt eine genetisch bedingte Fehlbildung des Hüftgelenks des Hundes dar. Bei dieser bekommt der Kopf des Oberschenkelknochens keinen ausreichenden Halt in der Gelenkspfanne der Hüfte.
Wie stark sich die Problematik äußert, hängt nicht nur von dem Vorliegen der entsprechenden Erbbelastung ab, sondern auch von äußeren Faktoren, zu denen unter anderem die Fütterung und die Bewegung gehören.
Eine HD zeigt sich bei Deinem Hund durch Störungen des Bewegungsapparates, wie beispielsweise einem schwankenden Gang. In schweren Fällen kann es zu einer Lähmung der Hinterbeine kommen. Wie eine HD verlaufen wird hängt von vielen unterschiedlichen Punkten ab, sodass sowohl die Schwere der Veränderung als auch das Gewicht des Hundes sowie die Beanspruchung des Hüftgelenks eine entscheidende Rolle spielen.
Falls Du einen Border Colly mit einer Neigung zur HD hast, kann eine Diagnostik mittels Röntgenverfahren und eine anschließende Analyse der Ergebnisse mittels Winkelmessung Klarheit schaffen. Die Schwere der Erkrankung wird zwischen HD-A (frei von HD) bis HD-E (schwere HD) eingeteilt.
Hunde mit einer Diagnose bis HD-C können weiterhin aktiv im Hundesport tätig werden. Zur Zucht sind nur Border Collies mit einem HD-Grad von HD-A und HD-B zugelassen.
Collie Augenanomalie
Diese Augenerkrankung tritt gehäuft bei Collies und anderen verwandten Rassen auf.
Sie stellt eine erblich bedingte Fehlbildung der Netz- und Aderhaut des Auges und damit im Augenhintergrund dar und kann nicht nur zu einer verringerten Sehkraft, sondern in seltenen Fällen auch zu einer gänzlichen Erblindung durch die vollständige Ablösung der Netzhaut führen.
Die Vererbung des Gens, das für die Collie Augenanomalie verantwortlich ist, ist rezessiv gegenüber dem dominanten Gen, das gesunde Augen verspricht. Dadurch kann diese Anomalie nur dann auftreten, wenn beide Elterntiere mit dem entsprechenden Gen ausgestattet sind.
Klarheit verschafft in diesem Fall eine Genanalyse, die in einem professionellen Labor durchgeführt werden kann.
Epilepsie
Grundsätzlich kann jeder Hund an Epilepsie erkranken, da das Vorkommen in der gesamten Hundepopulation auf etwa 1 bis 2 % geschätzt wird. Border Collies haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, eine Epilepsie zu entwickeln, da bei ihnen die Prävalenz bei etwa 15% angesiedelt ist.
Epilepsie stellt allgemein betrachtet einen Anfall dar, bei dem plötzlich auftretende, unkontrollierte Entladungen der Nervenzellen im Gehirn erfolgen. Je nachdem in welchem Teil des Gehirns der Vorgang vonstattengeht, kann es zu sensiblen, motorischen und sensorischen Ausfällen kommen.
Die Anfälle, die zumeist wenige Sekunden oder Minuten andauern, gehen mit Muskelkrämpfen, Bewusstseinsverlust, starkem Speichelfluss, unkontrolliertem Entleeren der Blase und des Darmes und anderen neurologischen Symptomen einher. Die ersten Anfälle treten mehrheitlich zwischen dem 1. Und dem 5. Lebensjahr auf, wobei männliche und weibliche Tiere gleichermaßen betroffen sind.
Da Epilepsie beim Border Collie vererbt wird und rezessiv ist, wäre ein Gentest die naheliegendste Möglichkeit, Klarheit darüber erlangen, ob Dein Hund von der Erkrankung betroffen ist. Aufgrund der Komplexität dieser Erkrankung – und der starken Verflechtung mit anderen Defekten, die die eigentliche Ursache für die epileptischen Anfälle darstellen können – gibt es bislang kein Testverfahren, das die genetischen Merkmale für eine Epilepsieanfälligkeit mit hinreichender Sicherheit beziffern könnte.
Neben sämtlichen Untersuchungen, die kardiologisch, neurologisch und biochemisch orientiert sind, gilt es sich hier vor allem auf eine gründliche Familienanamnese zu besinnen. Da die Tiere mit Epilepsie ausnahmslos von der Zucht ausgeschlossen sind, kannst Du bereits vor der Anschaffung des neuen Familienmitglieds Datenbanken durchforsten, in denen etwaige Krankheitsfälle vermerkt werden müssen.
Die Therapie erfolgt bei Deinem Hund medikamentös. Allerdings gilt es zu bedenken, dass rund 20% aller Border Collies eine Therapieresistenz aufweisen, sodass in diesen Fällen kein Erfolg erzielt werden kann.
Merle-Faktor
Wie Du mit Sicherheit weißt, stellt der Fachbegriff „Merle“ den Ausdruck für eine bestimmte Fellzeichnung dar. Diese äußert sich in roten, schwarzen, blauen und braunen Fellzeichnungen, die an vielen Stellen deutlich aufgehellt sind. Optisch kannst Du viele kleinere Flecken der eigentlichen Fellfarbe auf dem hellen Grund ausmachen. Diese Fellzeichnung wird durch ein bestimmtes Gen bestimmt: Das Merle-Allel.
Wenn Dein Hund nur ein Merle-Allel in sich trägt, bleibt dies ohne Konsequenzen. Wenn jedoch zwei Träger dieses Gens miteinander verpaart werden, können gesundheitliche Probleme die Folge davon sein.
Tiere, die über ein Doppel-Merle verfügen, sind in vielen Fällen taub und leiden an Augenfehlbildungen. Auch die Entwicklung von Doppel-Merle-Welpen verläuft um einiges langsamer. Durch diese genetisch bedingten Folgen stellt die Verpaarung von Merle-Trägern eine Form der Qualzucht dar.
MDR-1-Defekt
Der MDR-1-Defekt (Multi Drug Resistance) stellt eine spezielle Ausprägung der Blut-Hirn-Schranke dar, die rund 2% aller Border Collies betrifft. Durch die starke Durchlässigkeit derselben leiden manche Border Collies an einer Überempfindlichkeit gegenüber speziellen Medikamenten. Insbesondere beim bekannten Wirkstoff Ivermecin, das in vielen Antiparasitika zum Einsatz kommt, kann es zu schweren Komplikationen kommen.
Hier gilt es das entsprechende Gen mittels eines Labortests ausfindig zu machen und sich über seine Aktivität zu informieren. Dieser Vorgang sollte möglichst frühzeitig erfolgen, da bei Welpen nur selten Medikamentengaben notwendig sind, jedoch im Laufe der Zeit durchaus notwendig werden könnten.
Denn anderenfalls kann eine routinierte Gabe von Wurmmitteln oder Anti-Floh-Tabletten, Durchfallmedikamenten oder Antibiotika zu starken Nebenwirkungen führen oder gar mit dem Tod Deines geliebten Vierbeiners enden. Auch für den Bereich der Zucht ist das MDR-1-Gen von großer Bedeutung, da dieser Defekt in jedem Fall weitervererbt wird und das betroffene Tier damit nicht zur Zucht zugelassen werden sollte.
So kannst Du Gesundheitsproblemen
beim Border Collie vorbeugen
Wie Du aus dem letzten Abschnitt sehen kannst, sind durch die Jahrhunderte lange Zucht des Border Collie viele Gendefekte entstanden, die die Gesundheit Deines Lieblings beeinträchtigen können. Aus diesem Grund lohnt es sich, schon vor der Anschaffung auf die Reputation und die Gewissenhaftigkeit des Züchters zu achten und auch direkt nachzufragen, ob gefährdete Tiere (beispielsweise mit einem Merle-Allel) aus der Zucht genommen worden sind.
So lieb und brav Dein Border Collie auch sein mag – genetisch betrachtet handelt es sich bei ihm um einen Arbeitshund, der zum Hüten von Schafherden gezüchtet worden ist. Diese Veranlagung sorgt dafür, dass Dein Liebling bis in das hohe Alter agil und verspielt bleibt.
Allerdings hat das aktiv-aufgeweckte Wesen des Vierbeiners auch eine Schattenseite: Sollte der Border Collie keine ausreichende physische und psychische Auslastung finden, kann er Neurosen entwickeln.
Sei es Dog Dancing, Agility, Mantrailing oder andere regelmäßige Aktivitäten – nur durch eine sinnvolle Beschäftigung und eine vernünftige Auslastung bewahrt sich Dein Border Collie ein sonniges Gemüt.
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